BRUCKNER ORCHESTER LINZ
ORCHESTERKONZERT
Jakob Lehmann, Dirigent
Christoph Bielefeld, Harfe
Niels Gade (1817 – 1890)
Nachklänge von Ossian - Ouvertüre op. 1
Carl Reinecke (1824-1910)
Harfenkonzert e-Moll, op. 182
Anton Bruckner (1824-1896)
Sinfonie in d-Moll „Annullierte“ („Nullte“) (WAB 100)
Anton Bruckners »Nullte« war ganz und gar keine Pilotsymphonie oder eine Nullnummer, um sich im geschützten Raum eines Versuchs auszuprobieren. Das hat er längst getan, was die »Studiensinfonie« (1863) belegt. Die Nullte kam, nachdem es schon »gültig« war, als Nachfolgewerk der Ersten im Jahre 1869 auf die Welt. Das Titelblatt trägt die Bezeichnung »Symphonie No 2 in d moll«, zumindest bis in die Anfänge der 1870er-Jahre. Erst bei der Arbeit an der Dritten – also erst nach dem Erschaff en der »echten« Zweiten – hat Bruckner sie nicht nur für »ungiltig« erklärt, sondern gar für »ganz ungiltig« und »ganz nichtig«, was er deutlich vermerkt hat. Warum er dies getan, ohne die Partitur zu vernichten, und diese gegen Ende seines Lebens sogar dem Oberösterreichischen Landesmuseum vermacht, wissen wir nicht. Vielleicht hat ihn die Frage des Hofkapellmeister Desoff so irritiert, nicht weil er auf das Hauptthema vergessen hätte, sondern weil Bruckner ihm verbal keinen Begriff geben konnte, dass es sich um eine höchst innovative Themenlösung in Form eines Motivkonglomerats handelte und Dessoff der eigentlich Begriffsstützige war. Vielleicht war die »Annullierte« zu viel Ansammlung von Experimenten, die sich in der Stringenz nicht eingelöst haben, wie es ihre sinfonischen Schwesterwerke tun. Das Ausscheren aus dem Ortsüblichen ist dem Kunstschaffen so eigen, wie es für jede Innovation notwendig ist. Leipzig war für Bruckner ein wichtiger Ort. Im Alter von 60 Jahren feierte dort mit seiner „Siebten“ den ersten großen internationalen Erfolg. 1840 komponierte Niels Wilhelm Gade seine Konzert-Ouvertüre Nachklänge von Ossian op. 1, das ihm den Durchbruch zu Berühmtheit bringen sollte. Als Mendelssohn 1847 starb, übernahm Gade die Leitung des Leipziger Gewandhaus-Orchesters. Carl Reinecke hatte dieses Amt von 1860 und 1895 inne und komponierte das Harfenkonzert für den Soloharfenisten des Gewandhaus Orchesters, dem Wiener Edmund Schuëcker. 550 Kilometer liegen zwischen Wels und Leipzig. Heute beweist die Musik einmal mehr, dass sie keine Grenzen kennt.
Norbert Trawöger
STADTTHEATER GREIF
Di., 05. Mai 2026, 19:30 Uhr
Konzerteinführung: 19:00 Uhr im Konzertsaal